Freitag, 20. März 2009

Mennas Verlobung

In einen Teil der pakistanischen Kultur, den ich nach meiner Zeit hier noch immer nicht verstehen und schon gar nicht gutheißen kann, bekam ich in den vergangenen Tagen einen fast zu genauen Einblick. Eines abends am großen Esstisch kam auf, dass Menna, ein pakistanisches Mädchen in meinem Alter, das bei uns im Haus mitarbeitet, jetzt bald heiraten solle. Da die meisten Mädchen hier wie verrückt danach sind, endlich verheiratet zu werden ging ich davon aus, es sei auch bei ihr so... Sie und ihr Zukünftiger haben sich nie gesehen, nur ein kleines Photo und die Familien haben sich gegenseitig besucht und kennen gelernt. Sonntag sollte dann die Verlobung stattfinden, zu der mich ihre Tante einlud...warum nicht mitfahren?! Gehört ja zur Tradition des Landes und ist sicher interessant...

Bei neuen Bekanntschaften hier in Pakistan gehört die Frage, ob man verheiratet sei meist in die erste Minute des Gesprächs, was vielleicht deutlich macht, welche Bedeutung dieser Schritt hat. In der gebildeten Gesellschaftsschicht ist es nicht selten so, dass Frauen nach vielen Jahren des Studiums und einer darauf folgenden Hochzeit Hausfrau und Mutter sein müssen. Es zählt schon eher zur Ausnahme, wenn ihnen ihr Mann erlaubt, weiter zu arbeiten. Was für uns als Europäer nun grausam klingt, haben die meisten hier jedoch akzeptiert und nehmen es sich zum Ziel, ihren Mann und ihre Familie so gut wie möglich zu versorgen. Die Ehe ist also anders einzuordnen, als bei uns.

Mit 15 Leuten in einem kleinen Van fuhren wir nun sonntags aufgebrezelt durch Städte und Felder, um das Dorf, in dem die Familie des zukünftigen Verlobten zu besuchen. Immer tiefer in die wunderschöne grüne Landschaft des Punjab (die Provinz, in der wir leben) ging es, bis wir endlich vor einem der traditionellen Lehmhäuser anhielten, das Teil des Hofes war, auf dem wir erwartet wurden.

die Familie




Richtig schönes Landleben gab es dort zu sehen, mit vielen Tieren, der ganzen Familie in einem Haus und guter Natur. Hier wird Menna also in nicht allzu ferner Zukunft ihre Wochenenden verbringen... wochentags arbeitet ER in einer Bank in Lahore.

Nach Essen und Erkundung der Umgebung fand die Verlobung statt - Menna war bei dem ganzen Ausflug nicht dabei. Ihre Familie bot der Familie des Mannes dafür reichlich Geschenke als Aussteuer an und überreichte in einer feierlichen Zeremonie Geld. Das ganze war an sich eine schöne Veranstaltung, beide Familien freundlich und gut gelaunt und auch Mennas Verlobter machte einen netten Eindruck, aber immer wieder hatte ich im Hinterkopf, wie Menna am Abend zu vor immer wieder sagte, dass sie nicht heiraten möchte...

Der Vollständigkeit halber sei noch zu sagen, dass es durchaus auch Familien gibt, in denen sich die Kinder ihre zukünftigen Ehepartner selbst aussuchen. Sie bilden zwar die Ausnahme, aber es ist nicht immer die Familie, die auswählt.

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