Sonntag, 15. Februar 2009

Vision-Walk mit Roshni

Wenngleich schon wieder fast eine ganze Woche seit meiner Rückkehr vergangen ist, möchte ich euch doch noch von einem Ausflug erzählen, den wir mit den pakistanischen Mitarbeitern hier in Roshni und Dirk Kruse aus Deutschland vergangenes Wochenende unternahmen. Wir verbrachten zwei wundervolle Tage in den nördlich gelegenen Bergen Pakistans. Der Ort, zu dem uns unser Weg zuerst führte, war Kallar Kahar, ein für pakistanische Verhältnisse touristischer Ort mit Tretbooten, einem alten Riesenrad und Pferden und Kamelen zum Reiten. Trotzdem waren auch hier Dirk und ich die einzigen Westler, wobei die schöne Landschaft eindeutig mehr Besuchern würdig wäre.

Direkt nach der Ankunft erkundeten Anum und ich einen Teil der Gegend, es gab einen kleinen Wald mit einer Quelle, aus der ein kleiner Bach entsprung, un dem sich das inzwischen schon wieder recht kräftige Sonnenlicht reflektierte und ein großer, alter Baum auf der Bergspitze bildete die Krönung unseres kleinen Ausflugs.



Mit allen anderen machten wir später einen „Vision-Walk“, eine Wanderung auf einen größeren Berg, bei dem wir uns über unsere Rolle und Aufgabe in Roshni bewusst werden sollten. Wie schön es war, sich einmal wieder körperlich zu betätigen! Ich fühle mich inzwischen schon sehr verbunden mit dem Roshni-Projekt und auch mit einigen Menschen in der Gemeinschaft, vor allem aus der Lehrerschaft. Dies war wahrscheinlich für mich die wichtigste Feststellung während der Zeit in den Bergen. Wir haben viel gemeinsam galacht, Geschichten erzählt, Sterne geschaut und einfach die herrliche Natur dort genossen.


Der zweite Tag bestand nach einem Seminarteil aus Enjoyment – Tretboot, Pferd- und Kamelreiten, Riesenradfahren – und der Besichtigung eines uralten Hindu-Tempels. Eine ganz besondere Stimmung herrschte dort, begonnen bei einem kleinen, klarblauen Teich im Inneren, Korallen-Fossilien, aus denen große Teile des Tempels bestanden und noch lange nicht endend, bei den teilweise noch immer erkennbaren Wandmalereien. Leider ist der paksistanische Staat nicht in der Lage, Geld für die Instandhaltung solch ehrwürdiger Orte zur Verfügung zu stellen, so dass die Wandmalereien wohl ungehalten weiter abblättern werden... Schade drum!

Unseren letzten Halt vor dem Highway in Richtung Lahore machten wir in Khewra, ebenfalls noch in den Bergen, wo sich das zweitgrößte Gebiet zum Abbau von Salz auf der Welt befindet. Mit einem kleinen Bähnchen war es uns möglich, einen der Berge von innen zu sehen – ein unglaublicher Anblick! Durch die verschiedenen Metall und Erdeinlagerungen waren in dem Salz, das uns ringsherum umgab wundervolle Muster in rot-braun-weiß entstanden.

Jetzt sind wir wieder in Roshni. Der Alltag wird wohl langsam wieder Einzug halten, was ich gerade als gar nicht negativ empfinde, schon gar nicht für meine Lehrerinnenarbeit.


Zuletzt möchte ich noch ein neues Projekt vorstellen, das hier gerade anläuft. Man könnte es den großen Bruder meiner Schul-Bücherei nennen: In dem Dorf Karbath, wo auch unsere Roshni-Gemeinschaft, sowie einer unserer beiden Bioläden sind, möchten wir gerne eine Bücherei für die Dorfkinder eröffnen. In einem kleinen Raum soll für sie täglich für ein bis zwei Stunden die Möglichkeit bestehen, sich Bücher auszuleihen, zu basteln, zu malen, Schreibwaren zu kaufen, oder – vorausgesetzt, es wird gut angenommen! - sich dort zu treffen. Ein für mein Empfinden sehr vielversprechendes und hilfreiches Projekt, da die teilweise wirklich armen Kinder begeisterte Leser zu sein scheinen. In der Schule jedenfalls komme ich in den Pausen oft kaum hinterher, alle Kinder aufzuschreiben, die sich ein Buch ausleihen möchten. Schön, dass sie die Bücher so wertschätzen!


Mittwoch, 4. Februar 2009

Es ist einmal wieder Erntezeit in Roshni!

Gerade habe ich eine Schüssel Krautsalat von unseren eigenen Kohlköpfen verputzt und auch sonst können wir uns gerade fast nur von leckerem, biologisch angebautem Gemüse aus dem Roshni-Garten ernähren. Rettiche, Spinat, Karotten, Brokkoli, Kartoffeln, Weißkohl, Blumenkohl, Salat, Auberginen, ... alles wächst ganz wunderbar.

Es gibt hier bisher leider nur wenige Pakistaner, die von biologischer/biodynamischer Landwirtschaft überzeugt sind, aber wenigstens unsere Mitarbeiter im Garten geben langsam zu, dass man ja vielleicht wirklich nicht so viele Chemikalien zum Düngen braucht.

Ein wichtiger Teil unseres Gartens, der Kompost, der hier wirklich mit viel Liebe umsorgt wird, wurde dagegen zum Vorbild für ein größeres Projekt. In Zusammenarbeit mit einem „Experten“ und dank guter finanzieller Unterstützung konnte Roshni im Nachbardorf ein größeres Kompost-Projekt starten, was hoffentlich helfen wird, den riesigen Müllmengen teilweise Herr zu werden und gleichzeitig guten Dünger zu schaffen. Die Dorfbevölkerung machte jedenfalls einen interessierten Eindruck, so dass Hoffnung auf ein gutes Gelingen besteht.

Die Zeit in Indien liegt nun schon wieder eine gute Woche zurück... Leider wurde ich auf der Reise sehr krank, was das ganze nicht angenehmer machte. Trotzdem konnte ich mich noch gut mit Indien anfreunden. Manche Teile Delhis, wie zum Beispiel das alte, muslimische Sufi-Viertel Nizamuddin, haben mich sehr fasziniert und ich freue mich schon auf den Sommer, wenn ich hoffentlich mehr vom Land kennenlernen kann.

Kinder in Nizamuddin
Weil wir die Grenze bei Amritsar überquerten, verbrachten wir auf dem Rückweg auch eine Nacht in dem Goldenen Tempel dort, der der wichtigste Sikh-Tempel ist. Als Reisende wurden wir dort mit unerwarteter Gastfreundschaft aufgenommen, bekamen zu Essen und einen Schlafplatz, sowie interessante Gespräche mit uralten Sikhs. (Der Sikhismus ist eine in Indien weit verbreitete Religion, die sich Grob als Mischung aus Islam und Hinduismus beschreiben lässt.)

der Goldene Tempel von Amritsar

Sumati im Zug mit vielen Sikhs

Zurück in Roshni haben wir momentan Besuch von Dirk Kruse, einem sehr interessanten Mann, der hier Seminare zum Thema Heilpädagogik hält und uns in Roshni mit „Organisationsentwicklung“ helfen möchte. Tatsächlich habe ich das Gefühl, sein Besuch sorgt für einen guten, frischen Wind, der mir zumindest zu neuer Inspiration verhilft. Es tut mir auch gut, ein paar neue Aufgaben in der Schule zu haben. Wie berichtet gebe ich jetzt regulär mehr Unterricht, aber auch im Kindergarten konnte ich in der vergangenen Zeit einige schöne Aktionen anleiten und ab Übermorgen soll es für die Kinder die Möglichkeit geben, sich Bücher aus unserer kleinen Sammlung auszuleihen, die hoffentlich noch zu einer richtigen Schul-Bibliothek heranwachsen kann. Vielleicht hat ja jemand von euch Interesse, ein bisschen Geld für Bücher zu spenden?!