Mittwoch, 31. Dezember 2008

ein Ausflug nach Islamabad

Ein akkutes Visa-Problem brachte mich dazu, die vergangenen Ferientage größtenteils in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zu verbringen. Islamabad ist eine verhältnismäßig grüne, saubere und ruhige Stadt mit Kaffeehäusern, vielen Büros, DHL und allem, was das deutsche Herz sonst noch so begehrt.

Ich war mit Rasmus und zwei anderen Freunden unterwegs und dank der Gastfreundschaft der Pakistaner war es kein Problem, bei einem Bekannten in Islamabad zu schlafen, der kurzerhand sein Zimmer für uns räumte.

Den Sonntag verbrachten wir in Murree, einem nahegelegenen Städtchen in den Bergen, das sich die Briten einst zum Sommerrückzugsort eingerichtet hatten. Verrostete Spielgeräte, Betonskelette angefangener Hotelbauten und sogar eine Seilbahn erinnern daran, dass hier einmal mehr Touristen hinkamen. Zurecht, denn der Ausblick über die Berge, bis hinüber nach Kaschmir waren wirklich wunderschön. Es ist wirklich schade, dass dieser kostbare Aspekt Pakistans, die herrliche Natur, so wenig bekannt ist.

Sonnenuntergang in den Bergen... die Ziegen sieht man leider nicht

Montags standen Behördengänge in Islamabad an, bei denen uns unser neuer Freund und Gastgeber, ein junger pakistanischer Journalist selbstverständlich den ganzen Tag begleitete. Im Grunde mussten wir lediglich eine Kopie eines Briefes bekommen, der nach Lahore hätte geschickt werden sollen, und trotzdem dauerte das mehrere Stunden. In den Warteräumen und Büros war einiges zu beobachten: Da wurden Plastiktüten mit kleinen Aufmerksamkeiten über die großen, alten Schreibtische aus billigem Furnier gereicht und um Wartezeit zu sparen, musste man den Beamten geschickt draußen abpassen, ihn in einen kurzen Plausch verwickeln und schon war man der erste in der Reihe. Pünktlich zur Arbeit kam von den höheren Beamten sowieso keiner und so warteten wir gemeinsam mit britischen Bankern, Frauen in Burqa, französischen Weltenbummlern und vielen afghanischen Flüchtlingen lange Zeit mit Blick auf die großen schwarzen Sessel, auf die sich dann für einige Minuten ein dicker Mann mit sauberem Scheitel setzen würde.

Nach zwei Vormittagen im Innenministerium konnten wir noch ein wenig die Stadt genießen, den idyllischen Rawal-Lake am Rande der Stadt besuchen. auch in Pakistan gibt es Spielplätze

Wir kamen auf unseren Wegen auch am Marriot-Hotel vorbei, dessen Betrieb einige Tage zuvor wieder begonnen hatte, was mir unglaublich vorkam, dann aber durch einen weißen Wagen bewiesen wurde, der direkt vor dem Eingang hielt und einen wichtig aussehenden Mann im Anzug aussteigen ließ. Eine weitere, aus den Nachrichten wohl einigen bekannte Sehenswürdigkeit war die Rote Moschee, die jetzt bis auf einige Farbkleckse beige ist.

die Rote Moschee von Islamabad

Nach einem kurzen Besuch im Passport-Office Lahore heute und einer Nacht im Roshni-Zuhause geht es morgen dann schon wieder nach Islamabad, um dann hoffentlich endlich das indische Visum für unser bald stattfindendes Zwischenseminar in Kalkutta zu bekommen. Das ganze hat sich wirklich zu einer Art schwierigem, frustrierendem, aber auch aufregendem Abenteuer entwickelt.

2 Kommentare:

Maria hat gesagt…

assalamu'alaikum, eva-baji,
Ich bin ganz durcheinander! Eben hab ich eine Weile mit Samir telephoniert, der mir von euch allen erzählt hat und dann dacht ich, ich google mal. Und da hab ich mich in deinem Blog verloren und beinahe meine ganze Pakistan zeit noch einmal durchleben können: das verwirrte Ankommen in der Nacht, den Workshops vorgestellt werden, die Schule kennenlernen, plötzlich selbst unterrichten mit ein paar brocken Urdu nur (und es sind ja auch echte Rotzbengel dabei - was machen eigentl ali hamza und ali akhbar? :)), Eid feiern, das gute Essen, das Schlachtfest, das DOrf Hehr, dann war da ein Bild von Anum (sag ihr gaaaaanz ganz liebe Grüße, vielleicht kann ich ihr ja irgendwie mailen??) und Ghazala ist jetzt schon 2. Klässlerin. cool. Ich finde Du schreibst total schön und bin froh, dass Du dort so viel erlebst! Mir ist es in anderen Ländern schwer gefallen, die Kultur so intensiv kennenzulernen, wie in Pakistan. Ich würd gern noch viel mehr wissen! Jetzt seid ihr grad in Islamabad - hast Du Shakila getroffen, als Du bei Waqas Bruder warst? Und Shezi, seinen Sohn? Habt ihr die Visa? Wenn Du magst (und internet nicht zu knapp ist) kannst Du mir mailen (maria-jacobi.de), würd mich freuen!! bis dahin alles Liebe und khuda hafiz, aapka Maria-Baji

Caro hat gesagt…

liebe, liebe eva!
oh, wie wir euch vermisst haben - der tom, die lea, friedi und ich und uns jeden tag, in so manchem moment, gedankenverloren an euch dachten, euch herbei wuenschten und fragten, wie es euch denn wohl ergaenge...
ich hoffe ganz sehr, dass ein nicht erhaltenes visa das geringste hindernis ist, was euren alltag durchzieht und wuerde mir so, so sehr wuenschen, als bald von dir/euch zu hoeren, ja lesen...
sei umarmt von deiner caro