Samstag, 1. November 2008

Einmal mehr verfliegt die Zeit: Es gibt so vieles, wovon ich berichten möchte und so wenige Momente, in denen ich tatsächlich zur Ruhe komme um meine Erfahrungen aufzuschreiben.

Diese Woche war zum Beispiel die Reisernte bei uns in Roshni... Gemeinsam mit den behinderten Menschen, die in den Werkstätten hier arbeiten und den Schülern unserer Schule feierten wir vergangenen Dienstag ein herrliches Erntedankfest, bei dem jeder mithalf, den Reis mit kleinen Handsicheln in Bündeln abzuschneiden. Trommelmusik und ausgelassene Tänze, sowie leckere Rotis aus dem Tandoor (Lehmofen) gab es auch, so dass wir einen schönen Tag in der Gemeinschaft verbringen konnten.

drei Mädchen aus der zweiten Klasse

Parveen, Majeed und Waqas beim Rotis backen... bohot masedahd!

Wie der Kreislauf des Lebens eben so geht, konnten wir in den vergangenen Tagen sehr direkt miterleben. Kurz nachdem eine unserer Ziegen gestorben war, kam mir eines morgens auf dem Weg zur Schule ein kleines staksiges Zicklein entgegengewackelt, das kurz zuvor geboren worden war. Tags darauf gesellten sich drei weitere Kleine zu ihm... So ging es weiter, so dass wir jetzt einen Kindergarten mit sechs kleinen Ziegenkindern auf dem Hof haben, die uns alle wunderbar erheitern.
Freitag abends stand einmal wieder eine Hochzeit (von Farooq, Anums Onkel) auf dem Programm - genauer: die Mendhinight, die immer den ersten der drei Tage füllt. Die Familie der Braut lädt dafür die Familie des Bräutigams ein (normalerweise sind das dann mindestens 300 Menschen) und eigentlich geht es ja, wie schon unten beschrieben, darum, sich mit Hennatatoos zu dekorieren, doch das ging unter all den anderen Eindrücken völlig unter. Wir versammelten uns mit Farooqs Verwandtschaft im Haus einer Tante und fuhren in Vans gestapelt gemeinsam in einen anderen Teil der Stadt, wo uns ein herrlich dekoriertes, gigantisches Zelt erwartete, das wir in einem langen Zug, Kerzen tragend betraten. Die Frauen tragen bei Hochzeiten hier meist noch buntere Kleider als gewöhnlich, so dass aus dem Mix aus unzähligen Blumenketten, Lichtern und Stoffen ein richtiges Farbenfest wurde, untermalt von Trommelmusik, Gesang und leckerem Essen. Ein langer Abend.Wenngleich der Herbst langsam hereinbricht, ich morgens manchmal sogar schon eine Strickjacke trage, ist das Wetter hier tagsüber noch immer traumhaft. Man zerläuft nicht mehr bei jeder Bewegung und wer robust ist, kann noch immer auf dem Dach schlafen.

1 Kommentar:

maltecornelius hat gesagt…

die Schnurrbärte im dritten Bild sind überaus großartig!